Bioökonomierat weist den Weg in die biobasierte Wirtschaft
20.05.2014
Erwartungen steigender Preise für fossile Rohstoffe sind angesichts weiter erschließbarer Ressourcen von Erdöl, Erdgas und Kohle heute nicht mehr das vorrangige Argument für die Bioökonomie. Dies stellt der Bioökonomierat in seinem letzte Woche veröffentlichten Strategiepapier dar. Die Notwendigkeit, auf nachwachsende Rohstoffe umzusteigen, hat jedoch nichts an Dringlichkeit verloren. „Der Ausstoß von Klimagasen und die damit verbundenen Veränderungen der klimatischen Verhältnisse führen ohne deutliche Kurskorrektur zur Störung des globalen Ökosystems mit unkalkulierbaren Risiken auch für die Menschen und die Volkswirtschaft. “Dem kann mit der Bioökonomie begegnet werden“, betont Prof. Dr. Joachim von Braun, Vorsitzender des Bioökonomierates. Die Bioökonomie nur als Erdölersatzstrategie zu betrachten, greift jedoch zu kurz, denn veränderte Verbraucherpräferenzen und technologische Innovationen bringen die Bioökonomie weltweit voran. Biobasierte Produktionsweisen und neuartige Güter, die Nachhaltigkeit mit erhöhtem Verbrauchernutzen verbinden, führen zur Erschließung neuer Märkte und sichern technologische Alleinstellungsmerkmale. Die ökologische Transformation der Wirtschaft wird sich nicht von allein vollziehen. Der Einsatz fossiler Rohstoffe kann in vielen Industriebereichen für lange Zeit wirtschaftlich bleiben – sofern Umweltkosten unberücksichtigt bleiben. Um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft einerseits nicht zu gefährden, andererseits aber auch Klima und Umwelt zu schützen, bedarf es gut dosierter technologie‑, ordnungspolitischer und gesellschaftspolitischer Eingriffe des Staates. „Zu hohe nationale Expansionsziele und Subventionen könnten der Industrie erhebliche Lasten aufbürden. Im Zentrum einer erfolgreichen Bioökonomie-Strategie müssen Effizienzüberlegungen, reduzierte Umweltfussabdrücke und ein geringerer Ressourcenverbrauch stehen“, so Prof. Dr. Christine Lang, Vorsitzende des Bioökonomierates. Hierzu könnten neue Technologien und geschlossene Stoffkreisläufe beitragen, die aktiv gefördert und mit Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft diskutiert werden müssten.
In seinen zehn Thesen empfiehlt der Rat:
1. Die Umstellung der Wirtschaft auf biobasierte Wertschöpfungsketten.
2. Ressourcenkonflikte und unerwünschte Entwicklungen sollen rechtzeitig erfasst und mögliche Korrekturmaßnahmen eingeleitet werden.
3. Rechtliche Regelungen, Standards und Labels sind wichtige Instrumente, um die Produktion und Nachfrage biobasierter Produkte zu stärken.
4. Investitionen in die biobasierte Wirtschaft und in Innovationen.
5. Die Bildungs- und Forschungskapazitäten ausweiten.
6. Eine grundsätzliche Überarbeitung der bisherigen Bioenergie-Politik in Deutschland,
7. eine stärkere Kooperation Deutschlands mit Schwellen- und Entwicklungsländern zur Sicherung und Verbesserung der Welternährung,
8. eine handelspolitische Agenda zur nachhaltigen Bioökonomie,
9. den Aufbau globaler Steuerungsmechanismen, und
10. die Beteiligung der Zivilgesellschaft auszubauen.
Der Bioökonomierat begleitet alle Akteure auf diesem Weg und lädt die gesellschaftlichen Kräfte zur Mitgestaltung ein. Quelle: Bioökonomierat