Biokraftstoffe aus Abfällen haben großes ungenutztes Potenzial
07.03.2014
Europa hat ein erhebliches ungenutztes Potenzial für Biokraftstoffe aus Abfällen der Land- und Forstwirtschaft sowie aus Industrie und Haushalten. Sofern alle nachhaltig zur Verfügung stehenden Reststoffe der EU in Biokraftstoffe umgewandelt würden, könnten damit bis zum Jahre 2030 rund 16 Prozent des Gesamtkraftstoffbedarfes gedeckt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des “International Council on Clean Transportation” (ICCT) mit dem Titel “Wasted: Europe’s Untapped Resource”. Die Studie wurde von zahlreichen Unternehmen und Institutionen wie dem Biodiesel-Hersteller Petrotec, der Fluglinie British Airways sowie Umweltorganisationen wie der European Climate Foundation, dem NABU-Dachverband BirdLife International oder dem WWF erstellt bzw. unterstützt.
37 Millionen Tonnen Öl verdrängen
Nach den Berechnungen der Studienautoren könnten bis 2030 durch diese Biotreibstoffe jährlich rund 37 Mio. Tonnen Öl ersetzt werden. Chris Malins, der die Analyse für den ICCT geleitet hat, erklärte, dass die alternativen, aus dem Müll gewonnen Kraftstoffe, auch bei Einbeziehung aller indirekten Emissionen substantielle CO2-Einsparungen bringen würden. Die Ressourcen seien vorhanden und zugänglich, die Technologie liege vor. Die Herausforderung bestehe lediglich darin, die richtigen politischen Rahmenbedingungen für entsprechende Investitionen zu schaffen, so Malins. “Die Energie für den Kraftstoff der Zukunft liegt vor allem auf dem Land. Aber nicht als Anbaubiomasse mit erheblichem Düngemittel- und Pestizideinsatz sowie der Gefahr von Landnutzungsänderungen, sondern in Form von Reststoffen”, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Einschränkend gelte jedoch, dass auch bei den Reststoffen negative Begleiterscheinungen vermieden werden sollten. So dürften beispielsweise nicht alle Ernteabfälle genutzt werden, sondern ein Drittel müsse auf dem Acker verbleiben, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Auch in der Viehhaltung werde Stroh weiterhin als Einstreu verwendet und stünde der energetischen Nutzung nur begrenzt und vorrangig in einer Kaskadennutzung zur Verfügung. Für Holz gelte, dass es zunächst für langfristige Produkte verwendet werden müsse, danach aber ebenfalls für Biokraftstoffe eingesetzt werden könne.
Investitionen könnten über 300.000 neue Jobs bringen
Die Erweiterung der Industriekapazitäten für die Erzeugung von abfallbasierten, Biokraftstoffen könnte bis zu 300.000 neue direkte Jobs in Europa entstehen lassen, heißt es in der Studie weiter. Hinzu kämen die indirekten Beschäftigungseffekte. Die aus den Abfallstoffen erzeugten Kraftstoffe stellten eine Alternative dar, um die sinkenden fossilen Vorräte auszugleichen und um die wachsenden transportbedingten CO2-Emissionen in Europa zu reduzieren. Diese werden bis zum Jahr 2030 zum größten Einzelposten bei den CO2-Emissionen werden. Entscheidend ist nach Ansicht des NABU aber auch, dass Biokraftstoffe nicht als Allheilmittel angesehen werden dürften. “Ohne drastische Effizienzsteigerungen beim Kraftstoffverbrauch von Pkw, Lkw oder Flugzeugen und einer Verkehrsvermeidung beziehungsweise Verlagerung auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel werden die Klimaschutzziele der EU nicht eingehalten werden. Nur wenn alle Effizienzpotenziale konsequent ausgeschöpft sind, kann die dann noch bestehende Versorgungslücke mit Biokraftstoffen auf Reststoffbasis geschlossen werden”, sagte NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger. Die englischsprachige Studie finden Sie nebenstehend. Quellen: Pressemitteilungen von NABU&IWR (gekürzt & abgestimmt durch IBB Netzwerk GmbH)