Grazer Forscher stellen mit Enzymen Plastikbausteine her
03.04.2012
Die Entdeckung wurde zusammen mit einem Industriepartner patentiert und zielt in Richtung Produktion stark beanspruchbarer Kunststoffe, etwa für Snowboards, Segelschiffe oder Flügel für Windkraftwerke, wie es in einer Aussendung der Uni Graz am Dienstag hieß. Eine Tagung in Graz befasst sich von 10. bis 13. April mit dieser Art Kunststofferzeugung. Die Enzyme, natürliche Eiweiße, sind die Biokatalysatoren, die chemische Reaktionen beschleunigen und dadurch höchst effizient arbeiten. Das “Rezept”, das eine Forschergruppe um Wolfgang Kroutil herausgefunden hat, klingt einfach: Man nehme drei Enzyme — eine Alkoholdehydrogenase, eine Transaminase und eine Alanindehydrogenase -, gebe sie in einen Topf mit wässriger Lösung, füge etwas Salz hinzu, schüttle die Mixtur — und heraus kommt ein Polymerbaustein, ein Amin, für die Herstellung eines Spezialkunststoffs mit tollen Eigenschaften: hoch belastbar und elastisch. “Jede lebende Zelle stellt eine hocheffiziente Maschinerie dar, die Nährstoffe aufnimmt, verarbeitet und neue Substanzen herstellt. Dabei werden die Stoffe durch unterschiedlichste Biokatalysatoren in einzelnen aufeinanderfolgenden Schritten, in einer sogenannten Umwandlungskaskade, in eine neue Substanz überführt”, erklärte Kroutil das Prinzip, das aus der Natur kommt. So gelang es, drei Biokatalysatoren dazu zu bringen, eine Umwandlungskaskade durchzuführen. “Die drei Enzyme arbeiten wie die Zahnräder in einem Uhrwerk zusammen. Der Abfall des einen Enzyms wird von einem anderen als wichtiger Hilfsstoff eingesetzt. Das macht den Prozess höchst effizient, kosten- und zeitsparend.” Die Technologie sei auch in der Herstellung umweltfreundlich, die Anwendungsbereiche reichen von der chemischen Industrie über die Futtermittel‑, Papier- und Textilindustrie bis hin zur Produktion von Pharmazeutika.
Internationale Tagung
Diese und andere Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Biokatalyse werden von 10. bis 13. April bei einer internationalen Tagung an der Uni Graz präsentiert. Die Veranstaltung, bei der über 160 WissenschafterInnen erwartet werden, findet in Kooperation mit der TU Graz und dem ACIB (Austrian Centre of Industrial Biotechnology) statt. Quelle: Kleine Zeitung GmbH & Co KG