Aktuelles
Mitgliederversammlung der Bayerischen Chemieverbände 2018
20.07.2018
Wirtschaftspolitik muss wieder auf die politische Tagesordnung
Anlässlich der gemeinsamen Mitgliederversammlung des Vereins der Bayerischen Chemischen Industrie e.V. (VBCI) und des Verbands der Chemischen Industrie e. V. (VCI), Landesverband Bayern, zieht der Vorsitzende der Verbände, Dr. Günter von Au, ein positives Fazit des vergangenen Geschäftsjahres. „Die steigende Nachfrage nach Industriegütern hatte positive Auswirkungen auf die Chemiekonjunktur. In Deutschland stieg die Chemie- und Pharmaproduktion um 2,9 %, der Umsatz konnte um 5,9 % gesteigert werden und die Zahl der Beschäftigten wuchs um 1,3 %. In Bayern sieht es insgesamt noch besser aus: der Chemie- und Pharmaumsatz im Freistaat kletterte um 7,4 %. Die Beschäftigung nahm um erfreuliche 2,6 % zu.“ Dennoch warnt von Au angesichts der enormen Herausforderungen für die Wirtschaft: „Man muss feststellen, dass wir uns in einer Zeit mit vielen Risiken befinden: demografischer Wandel und Fachkräftemangel, Innovationsdruck und Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen, Bildung, überbordende Bürokratie und die Probleme rund um die Handelskonflikte, Protektionismus und Brexit. Wie verhindern wir einen echten Handelskrieg? Wie können wir eine nach vorne gerichtete Wirtschaftspolitik auf die politische Tagesordnung bringen?“ Handel, insbesondere ein ungestörter und fairer internationaler Handel sei für alle Wachstums- und Wohlstandsvoraussetzung. von Au hierzu: „Deutschland hat mehr als andere EU-Länder ein Interesse daran, dass sich die Handelsbeziehungen nicht verschlechtern. Wir müssen uns innerhalb der EU dafür stark machen, dass die Zoll-Spirale sich nicht zu unseren Ungunsten zudreht.“ Von der deutschen Politik fordert die bayerische Chemieindustrie, dass die Wirtschaft wieder mehr in den Mittelpunkt gestellt wird. „In der Energiepolitik brauchen wir dringend einen Plan, wie wir zu marktwirtschaftlichen Prinzipien zurückkommen. Um den Forschungsstandort zu stärken, Wachstum zu stimulieren und die Innovationskraft der Unternehmen zu erhalten, sind mehr Innovationsanreize gefragt. Die Bundesregierung muss deshalb eine steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung (FuE) für alle forschenden Unternehmen mit einem konkreten Gesetzentwurf auf den Weg bringen. Angesichts sprudelnder Steuereinnahmen müssen jetzt die Prioritäten richtig gesetzt und die Weichen auf Innovation und Wachstum gestellt werden“, so von Au abschließend. Die vollständige Rede von Dr. Günther von Au steht Ihnen in der rechten Spalte als pdf-Datei zur Verfügung.Zwei Sieger im bayerischen Responsible Care-Wettbewerb 2018
Im Rahmen der Mitgliederversammlung der Bayerischen Chemieverbände ehrte Dr. Günter von Au auch alle Projekteinreichungen von VCI-Mitgliedsunternehmen, die sich der Responsible Care (RC)-Jury in Bayern präsentiert haben. Der diesjährige RC-Wettbewerb fand dabei unter dem Motto „Unser Beitrag zu den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung“ statt. Dass die chemisch-pharmazeutische Industrie hier mit eindrucksvollen Beispielen aufwarten kann, wurde in insgesamt neun Projekteinreichungen zum Wettbewerb deutlich. Kein Wunder, dass die unabhängige RC-Jury bei der Bewertung alle Mühe hatte – in einem Kopf-an-Kopf-Rennen wurden dieses Jahr deshalb ausnahmsweise zwei bayerische Sieger geehrt: die Roche Diagnostics GmbH am Standort Penzberg sowie die Wacker Chemie AG. Mit dem Projekt Umweltfreundliche Kälteerzeugung – Umstellung der Kälteanlagen auf natürliche Kältemittel konnte die Roche Diagnostics GmbH in Penzberg die Jury überzeugen: Sehr frühzeitig und weit vor Einführung regulatorischer Auflagen ist Roche aus der Verwendung halogenierter Kältemittel ausgestiegen und hat hierbei durch eigene Entwicklungsarbeit neue Maßstäbe in der Kältetechnik gesetzt. Die Wacker Chemie AG wurde mit dem Projekt WACKER-Polysilicium für die Photovoltaik – Energie aus erneuerbaren Quellen – unser Beitrag zu den SDGs Nummer 7 und 13 ausgezeichnet. Die Jury hob dabei die jahrzehntelange Entwicklungsarbeit von Wacker mit Silizium hervor, die einen unerschöpflichen Rohstoff zugänglich gemacht hat, der wesentlich zum Durchbruch erst der Informationstechnologie und dann der Solarenergie beigetragen hat. „Die Jury befand Qualität und Kreativität der originären Idee beider Projekte für brillant – sowohl die Firmengeschichte Wackers mit der Erschließung von reinstem Silizium als Rohstoff für die Solarenergieerzeugung als auch die eigeninitiierte Entwicklungsarbeit von Roche, die neue Maßstäbe in der klimafreundlichen Kältetechnik setzen, sind Leuchtturm-Beiträge unserer Branche für eine nachhaltige Entwicklung“, so Dr. von Au über die Siegerprojekte. Zum besten Beitrag aus dem Mittelstand hat die Fachjury das Projekt der Rudolf GmbH gekürt, die durch ein besonders ressourceneffizientes Design ihrer neuen Abluftreinigungsanlage überzeugen konnte. Die Siegerprojekte von Wacker und Roche sowie das Mittelstandsprojekt von Rudolf gehen nun alle drei im Responsible-Care-Bundeswettbewerb an den Start. Der RC-Bundessieger wird im Rahmen der VCI-Mitgliederversammlung am 27. September 2018 in Ludwigshafen geehrt werden.Die unabhängige Fachjury bestand aus
- Dr. Michael Schwake, stellvertretender Abteilungsleiter Umwelttechnik bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück,
- Prof. Dr. Markus Vogt, Inhaber des Lehrstuhls für Christliche Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München,
- Dr. Reinhard Zeitler, stellvertretender Leiter des Referats für Bio- und Gentechnik, Umweltchemikalien im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz in München.
Die weiteren eingereichten Projekte im Überblick:
- Die Clariant Produkte Deutschland GmbH leistet mit dem Projekt „Innovative Entwässerungstechnologie für Sedimente mit ökologischen und ökonomischen Vorteilen“ einen großen Beitrag zur Umweltsanierung. Flüssige, anorganische Schlämme können dabei zu trockenen Sedimenten mit einem hohen Feststoffgehalt umgewandelt werden.
- Gleich mit zwei Projekten ging die InfraServ GmbH & Co. Gendorf KG an den Start. Während einerseits „Mit offenen Karten — Auf gute Nachbarschaft“ der proaktive und transparente Austausch mit der Nachbarschaft gepflegt wird, zeigt ein „Neues Wassermanagement im Kühl- und Regenwasserkanal“, wie Chemieparks als hocheffiziente Verbundstandorte sicher und zukunftsfähig betrieben werden können.
- Mit “Rethinking Mobility” wird bei der MSD Sharp & Dohme GmbH Mobilität nicht nur in einem langfristigen und strategischen Gesamtkonzept neu gedacht. Durch ein ausgefeiltes Kommunikationskonzept werden auch Mitarbeiter eingebunden und zum Klimaschutz motiviert.
- Als erster Mineralölkonzern in Deutschland ist die OMV Deutschland GmbH mit einem eigenen Mehrwegbecher-System für Kaffee-to-go neue Wege gegangen – und verankert dabei auf clevere Art den Gedanken der Ressourcenschonung in der Gesellschaft.
- Das zweite Projekt der Roche Diagnostics GmbH „Neubau “Truck Gate” Werk Penzberg“ zeigt, dass nachhaltige Bauweise im industriellen Umfeld nicht nur funktioniert, sondern auch mit gelungener Ästhetik möglich ist.