Aktuelles

Naturfasern zeigen herausragend niedrigen CO2- Fußabdruck im Vergleich zu Glas- und Carbonfasern – nova Institut aktualisiert seine Referenzstudie für die Automobilund Dämmstoffindustrie

02.04.2019

Die 57-seitige Studie „Carbon Footprint and Sustainability of Different Natural Fibres for Biocomposite and Insulation Material – Study providing data for the automotive and insulation industry“ wurde im Jahr 2018 durchgeführt und im März 2019 veröffentlicht. Der Report ist kostenlos verfügbar und kann unter der Adresse www.biobased.eu/ecology/#NaturalFibreSustainability heruntergeladen werden. Hauptautoren der Studie sind Niels de Beus, Ökobilanzexperte am nova-Institut (Mitglied des IBB Netzwerks), und Geschäftsführer Michael Carus, der sich seit über 20 Jahren mit dem Thema Naturfasern beschäftigt. Die Aktualisierung erfolgte auf Basis der Ergebnisse des europäischen Forschungsprojektes Multihemp (FP7/2007 – 2013, grant agreement n° 311849) und in Zusammenarbeit mit der European Industrial Hemp Association (www.eiha.org) sowie dem deutschen Automobilzulieferer Dräxlmaier, der eine neue Prozesskette für Kenaffasern in Bangladesch aufgebaut hat. Der CO2-Fußabdruck von Naturfasern wie Flachs, Hanf, Jute oder Kenaf ist viel geringer als bei Glas- und Mineralfasern. Die Produktion von einer Tonne Glasfasern zeigt einen CO2- Fußabdruck von etwa 1,7−2,5 Tonnen CO2-Äquivalent pro Tonne Faser, während Naturfasern nur etwa 0,35−0,55 Tonnen CO2-Äquivalent pro Tonne Faser aufweisen (bis zum Werkstor, ohne Transport zum Kunden, mittels Massenallokation). Dies ist eine um 80 % geringere CO2- Bilanz als bei Glasfasern. Der anfängliche Vorteil von Naturfasern gegenüber Glasfasern nimmt jedoch bis zum Endprodukt ab, da weitere Verarbeitungsschritte ihren CO2-Fußabdruck zum Teil verschlechtern. Dennoch haben Naturfaserverbundwerkstoffe im Vergleich zu Glasfaserverbundwerkstoffen einen um etwa 50 % geringeren CO2-Fußabdruck. Die CO2-Bilanzen der verschiedenen Naturfasern (Flachs, Hanf, Jute und Kenaf) unterscheiden sich kaum. Im Rahmen der Unsicherheiten beträgt die CO2-Bilanz bis zum Werkstor des europäischen Vliesstoffherstellers im Automobil- oder Isolationsbereich bei Anwendung der Massenallokation etwa 400 kg CO2-Äquivalenz pro Tonne Naturfaser für alle vier Naturfasern. Jute und Kenaf weisen bei Anbau, Ernte und Dekontaminierung durch manuelle Verarbeitung geringere Emissionen auf, aber ein langer Transport nach Europa gleicht diesen Vorteil wieder aus. Im Rahmen einer ökonomischen Allokation werden mehr Treibhausgasemissionen aus dem Pflanzenbau und der Verarbeitung stärker auf die Fasern übertragen, da ihr Wert höher ist als der Wert der Nebenprodukte. Der CO2-Fußabdruck von Naturfasern mittels ökonomischer Allokation beträgt rund 900 kg CO2-Äquivalente pro Tonne Naturfaser. Da Düngemittel einen hohen Anteil an der Berechnung der Gesamtemissionen ausmachen, führt die Substitution von Mineraldüngern durch organische Düngemittel zu einem geringeren CO2-Fußabdruck von 360 kg CO2-Äquivalent pro Tonne Hanffaser statt 400 kg CO2- Äquivalent pro Tonne Hanffaser (Massenallokation). Der Einsatz von organischem Dünger ist nur möglich, wenn die Anbaukultur und die Region geeignet sind. Derzeit werden Schweinegülle und Gärreste nur für den Hanfanbau in den nördlichen Niederlanden und Deutschland verwendet. Des Weiteren wird gezeigt, dass der Anbau von Hanf sowohl für Saatgut als auch für Stroh den CO2-Fußabdruck der Hanffaser reduziert. Dieser Effekt ist bei der Verwendung der ökonomischen Allokation aufgrund des hohen Wertes des Saatguts von besonderer Bedeutung. Berücksichtigt man die CO2-Aufnahme, den in der Faser gebundenen Kohlenstoff, so werden die Treibhausgasemissionen für die Naturfasern weiter stark reduziert. Am Eingangstor des Vliesstoffproduzenten sind die Zahlen sogar negativ, was darauf hindeutet, dass das die Menge des aus der Luft aufgenommenen CO2 größer ist als die bis zu diesem Zeitpunkt prozessbedingten Treibhausgasemissionen. Europäische Hanffasern mit einem Nachhaltigkeitszertifikat ISCC PLUS, das weit mehr als nur einen CO2-Fußabdruck erfordert, sind inzwischen auf dem Weltmarkt erhältlich. Es ist zu hoffen, dass weitere Fasern folgen werden. Die Ergebnisse der Studie werden zum ersten Mal auf der 16^th EIHA Hemp Conference, 5. – 6. Juni in Köln, umfassend öffentlich vorgestellt und diskutiert, der weltgrößten Konferenz zum Thema Industriehanf mit 400 erwarteten Teilnehmern aus 50 Ländern. Quelle: nova-Institut GmbH, Pressemitteilung, 02.04.2019

Alle Artikel