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Tieferer Blick in die Schatztruhe der Mikroben
17.10.2019
Bisher sind die Prozesse des Sekundärstoffwechsels schwer zu erforschen, denn in der künstlichen Umgebung des Labors sind natürliche Bedingungen kaum zu rekonstruieren. Die neue Methode CRAGE kann Wissenschaftlern nun helfen, diese Schwierigkeit zu umgehen. „Metabolite sind wie eine Sprache, mit der Mikroben mit ihrer Umwelt und all den darin lebenden Organismen interagieren. Da wir diese Umgebung aber meist nicht im Detail kennen, verstehen wir auch die Funktion dieser Metabolite nicht“, sagt der Leitautor der Studie Yasuo Yoshikuni, Wissenschaftler am Department of Energy Joint Genome Institute. „Uns fehlt derzeit die Technologie, um Mikroben zu stimulieren, ihre BGCs zu aktivieren und das oft komplexe Produkt zu synthetisieren – ein zellulärer Prozess, der viele Schritte umfasst.“ CRAGE ist dabei ein hocheffizientes Mittel, um BGCs, die von einem Organismus stammen, gleichzeitig in viele verschiedene potenzielle Produktionswirte zu transplantieren, um so mikrobielle Wirtsstämme zu identifizieren, die in der Lage sind, diese sekundären Stoffwechselprodukte auch unter Laborbedingungen zu produzieren. „
CRAGE ermöglicht es uns, auf diese Verbindungen viel einfacher als bisher zuzugreifen“, sagt Helge Bode, Co-Autor der Studie, Wissenschaftler an der Goethe-Universität Frankfurt und Sprecher der Projektbereichs Naturstoffgenomik am LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik, das die Forschung förderte. „In mehreren Fällen war es uns bereits möglich, neue Verbindungen zum ersten Mal herzustellen und zu charakterisieren.“
Doch mit CRAGE wird nicht nur eine Technik bereitgestellt, um mikrobielle Prozesse von einer Spezies auf eine andere zu übertragen – die Wissenschaftler können nun auch konkret beobachten, wie die Verbindungen funktionieren. Bisher existierten dazu nur Theorien.
„Dies ist eine bahnbrechende Entwicklung, denn mit CRAGE können wir untersuchen, wie verschiedene Organismen ein Gen- Netzwerk unterschiedlich exprimieren können und wie sich so horizontal übertragene Fähigkeiten entwickeln können. Die bisherigen Werkzeuge, um dies zu tun, sind viel eingeschränkter“, sagt Mitautor David Hoyt, Chemiker bei EMSL, das im Pacific Northwest National Laboratory angesiedelt ist. Co-Autor Jin Ke, wissenschaftlicher Mitarbeiter am JGI, fügt hinzu: „Mit CRAGE können Mikroben für die Produktion von Proteinen, RNAs und anderen Molekülen mit einem riesigen Anwendungsspektrum entwickelt werden.“