„Gehen Sie doch mal am Rhein spazieren und achten Sie dort auf das Ufer. Schnell werden Sie feststellen, dass Sie hier neben Sand und Steinen große Mengen an Plastikabfall finden“, schildert Sascha Klein, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Fachbereich Chemie & Biologie der Hochschule Fresenius in Idstein, den Anlass seiner Forschungsarbeit. Über das bloße Feststellen hinaus, fragte er sich dann, welche Auswirkungen die Verschmutzung durch synthetische Polymere, also Plastik, wohl auf die Binnengewässer hat. Welche Rolle spielen dabei sich ebenfalls im Wasser befindende Schadstoffe? Reichern sich diese möglicherweise an den Polymeren an und lösen sich in Organismen wieder ab? Diesen und vielen anderen Fragen geht der Jungwissenschaftler Klein in seiner Doktorarbeit „Analytische Untersuchungen zur Sorption organischer Mikroverunreinigungen an synthetischen Polymeren“ nach. Als Ursache für die Vernachlässigung der wissenschaftlichen Untersuchung von Binnengewässern vermutet Klein zum einen die Wahrnehmung: In fließenden Gewässern werden Verunreinigungen durch die Strömung in die Ozeane weitergetragen und fallen so deutlich weniger auf als an Küstengebieten. Zum anderen gelten viele Kunststoffe als absolut unbedenklich, da sie keine toxischen Eigenschaften haben. Obwohl die Kunststoffproduktion bereits in den 1950er Jahren begann und sich seitdem im stetigen Wachstum befindet, sei die Untersuchung der Umweltbelastung durch Kunststoffe erst in den letzten Jahren populär geworden. „Es handelt sich um einen noch jungen Wissenschaftszweig“, schlussfolgert Klein.
Wasserstipendium
Da es bisher kaum Untersuchungen zur Kunststoffbelastung der Binnengewässer gibt, ist es schwierig erste Prognosen zu treffen. „Erste Ergebnisse zeigen, dass es leider um Flüsse und Seen nicht besser bestellt ist als um Küstengebiete“, so Klein. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf mikroskopisch kleine Kunststoffpartikel, sogenanntes Mikroplastik, gelegt. „Zahlenmäßig sind die kleinen Partikel um ein vielfaches häufiger als größere Kunststoffteile“, erklärt Klein weiter. In welchem Maße sich zusätzlich noch Schadstoffe an diesen Polymeren anreichern und ob sich das Gefahrenpotential der Kunststoffe so verändert, wird gerade in weiteren Experimenten überprüft. Deutlich wird auf jeden Fall, dass die Verunreinigung der Binnengewässer mit Mikroplastik untersucht werden muss. Die Wasserchemische Gesellschaft, eine Fachgruppe der Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V. (GDCh), unterstützt das Vorhaben daher mit dem sogenannten Wasserstipendium. Quelle: idw