Der Kaukasische Löwenzahn (Taraxacum koksaghyz) soll Naturkautschuk liefern. Und zwar in wirtschaftlich rentabler Menge. Das ist das erklärte Ziel von Fred Eickmeyer und zahlreichen Wissenschaftlern und Pflanzenzüchtern aus ganz Deutschland, die zur Zeit an einem großen Löwenzahn-Projekt arbeiten.
Löwenzahn muss züchterisch bearbeitet werden
Ganz einfach ist das nicht. Denn die Pflanze, die bisher nur in ihrer Wildform existiert, hat zwar in ihrer Wurzel eine hohe Kautschukkonzentration, aber ein sehr schwaches Wurzelsystem, erklärt der Löwenzahnforscher von der Aeskulap GmbH in Steinach im Landkreis Straubing-Bogen. Deshalb versucht man nun, das starke Pfahlwurzelsystem des heimischen Löwenzahn einzukreuzen.
Gute Voraussetzungen für die Zucht
Die ersten Kreuzungen zwischen den beiden Arten gibt es bereits. Doch eine Pflanze, die als neue Kulturpflanze eingeführt werden soll, braucht viele gute Eigenschaften: Die Pflanzen sollen ertragreich, aber auch kräftig und wenig anfällig für Krankheiten sein. Ein weiteres Ziel: Sie sollen auf unattraktiven Standorten wie Sandböden oder als Untersaaten wachsen, um nicht in Konkurrenz mit anderen Feldfrüchten zu treten. Das erste Projektjahr war sehr vielversprechend, berichtet Fred Eickmeyer. Es gab bei dem verwendeten Material große Unterschiede im Wurzelertrag und große Unterschiede im Kautschukgehalt. Die Grundvoraussetzungen für erfolgreiche Zucht.
Die Idee ist alt
Neu ist die Idee, Gummi aus Löwenzahn zu gewinnen, nicht. Schon in den 1930er Jahren wurde in der Sowjetunion daran gearbeitet, später bauten auch die Nazis Löwenzahn an, um einen wichtigen Rohstoff für ihre kriegerischen Zwecke zu gewinnen. Nach dem Krieg allerdings ging das Wissen über den Löwenzahn als Kautschukquelle wieder verloren. Es herrschte schließlich kein Mangel an dem Rohstoff. Naturkautschuk wurde und wird bis heute vor allem aus dem Kautschukbaum (Hevea brasiliensis) gewonnen, dessen Milchsaft durch das Anritzen der Rinde freigesetzt und aufgefangen wird.
Der Bedarf ist neu
Doch in den letzten Jahren war die Ausbeute an Kautschuk weltweit nicht immer sehr ergiebig, der Kautschukpreis stieg um ein Vielfaches, berichtet Fred Eickmeyer. Das spürten auch die Verbraucher an höheren Reifenpreisen und die deutsche kautschukverarbeitende Industrie sucht nun nach alternativen Quellen. Mit dem kaukasischen Löwenzahn werde man zwar nicht den weltweiten Bedarf decken können, aber man könne sicher einiges an Preis- oder auch an Spekulationsschwankungen ausgleichen, glaubt der Forscher.
Weitere Informationen zum Projekt:
“Entwicklung von kaukasischem Löwenzahn (Taraxacum koksaghyz) als nachwachsender Industrierohstoff mit Mehrfachnutzung” Quelle: Bayerisches Fernsehen, online (Autor: Michael Düchs)