“Der Tag wird kommen, an dem wir alles aus erneuerbaren Rohstoffen machen müssen”, sagte Staatssekretär Peter Bleser aus dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Doch die Geschichte der Bio-Polymere liegt erst noch vor uns. Wurden 2008 weltweit erst 180.000 Tonnen Bio-Polymere produziert, werden es 2015 schon 1,7 Milliarden Tonnen sein, erläuterte Professor Hans-Josef Endres von der Hochschule Hannover (IBB-Netzwerkmitglied). Dafür müssten Zuckerrohr, Reis, Kartoffeln oder Sonnenblumen auf etwa 0,03 Prozent der weltweit verfügbaren Ackerfläche angebaut werden. Um alle petrochemischen Polymere durch nachwachsende Pflanzen vom Acker zu ersetzen, wären bis zu fünf Prozent der Anbaufläche notwendig, so Endres. Die Kunst besteht darin, die Vielfalt der petrochemischen Kunststoffe in die künftige Nutzung zu überführen. Professor Thomas Hirth vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik (IBB-Netzwerkmitglied) und Mitglied des Bioökonomierates hinterfragte, ob denn schon alle Polymere aus den Pflanzen bekannt seien. Die Industrie brauche für Farben, Lacke und Verpackungen variable Produkte für verschiedene Zwecke. Es sei ein Irrtum, dass alle chemischen Methoden auch auf Biomasse angewandt werden können. Der Forschungsbedarf sei noch groß. Michaele Hustedt ist seit 2011 Projektleiterin, der sich zur Zeit in Gründung befindenden “Initiative Nachhaltige Rohstoffbereitstellung für die stoffliche Biomassenutzung” (INRO). Das Projekt wird vom BMELV und der FNR unterstützt. Diese Initiative soll Nachhaltigkeitskriterien definieren und die Grundlagen für ein Nachhaltigkeitssiegel schaffen. Ausgangsstoffe für ein solches Siegel sind zunächst Raps und Soja, Zuckerrüben, Mais, Hanf, Flachs, aber auch tierische Fette. Die Unternehmen sollen sich dann freiwillig verpflichten, ein gesetzlicher Rahmen ist weder in der EU noch in Deutschland geplant. Ziel ist, die Akzeptanz für die stoffliche Nutzung auszubauen und auch die Unternehmen gegen öffentliche Vorwürfe abzusichern. Quelle: aid (Autor: Roland Krieg)