„Weg vom Öl“ heißt die Strategie zum Beispiel bei der Süd-Chemie, die sich ihrem Ziel näher kommen sieht. Sogar die Wertschöpfungsketten in der chemischen Industrie beginnen sich zu ändern. Holger Zinke, Chef der Brain AG, präsentierte Innovationsallianzen, in denen kleine und mittelständische Unternehmen Hand in Hand mit Großkonzernen arbeiten, um neue Technologien zu Produkten zu machen. Bioökonomie hilft neue Pfade zu betreten Unter anderem wurde eine neue Art von Beton aus Miscanthus diskutiert. Eine solcher ultraleichter Baustoff aus dem Stielblütengras könnte zukünftig helfen, Energie zu sparen. Nicht nur durch eine verbesserte Dämmung, sondern auch durch einen weniger energieaufwendigen Transport. Angesichts dieser Möglichkeiten zeigten sich die Vertreter der industriellen Biotechnologie entsprechend selbstbewusst. „Die Bioökonomie ist eine Notwendigkeit. Sie ist bereits heute real“, sagte Zinke. Die Industrie entdeckt sogar neues Kapital: „Zucker ist die neue Währung“, hieß es in den Podien mit Blick auf die immer stärker aufkommenden Bioraffinerien. Das Thema Kooperationen zwischen groß und klein spielte in mehreren Veranstaltungen eine Rolle – auch im Eröffnungspanel, das Martin Siewert, Chef von Sanofi Deutschland, als Hauptredner kontrovers mitgestaltete. Zwar schwor der Pharmamanager seine Kollegen aus der Biotechnologie auf Zusammenarbeit ein („Wir sind nur gemeinsam stark“). Seine Aussage „Forschen kann jeder, entwickeln können nur wir“ erntete dennoch einiges Kopfschütteln. Diskussionen im Schatten der Dinos Zu einem Highlight geriet der Empfang am ersten Abend im Frankfurter Senckenberg-Museum. Das nach dem Frankfurter Naturforscher und Stifter benannte Haus begeisterte mit einer Dinosaurierausstellung, die entsprechend beleuchtet den Rahmen für einen anregenden Abend gab. Sogar der designierte Hessische Wirtschaftsminister Florian Rentsch gab sich die Ehre und hielt eine Ansprache. Die Biotechnologie werde in seiner kommenden Amtszeit eine wichtige Rolle spielen. Früh aufstehen mussten die Teilnehmer am zweiten Tag. Zum ersten Mal konnten bereits mit dem Morgenkaffee Informationen aufgesaugt werden. Insgesamt hundert Leute fanden sich zu den vier gleichzeitig veranstalteten Angeboten Personal/Führung, Internationalisierung, Gründerzentren sowie Finanzierung ein. Nicht erst seit biotechnologie.de dramatisch einbrechende Kapitalinvestitionen auf einer Pressekonferenz während der Biotechnologie-Tage vermelden musste, sind deutsche Unternehmer alarmiert und auf der Suche nach neuen Geldquellen. Aus Sicht der BIO Deutschland hat Jan Schmidt-Brand, im Hauptberuf Chef von Heidelberg Pharma, zwei Missstände ausgemacht: Nachteilige Regelungen im Steuerrecht sowie höhere Anforderungen an Sicherheiten bei der Kreditvergabe. Für Roman Fleck, Portfoliomanager bei Index Ventures, wäre dies alles kein Hindernis, sich mit dem neuen 150 Mio. Euro umfassenden Fonds trotzdem hierzulande zu engagieren. „In Deutschland gibt es viele sehr gute Ideen“, sagte er. Jedoch will Index den Unternehmensaufbau in engen Grenzen halten: nur ein Wirkstoff pro Team zur Zeit lautet das Motto. Erweist sich das Konzept als nicht tragfähig, werden die Bemühungen schnell abgebrochen und das Team wird auf ein neues Projekt angesetzt. Bioökonomie bleibt Dauerthema Schon jetzt ist klar: Das Thema Bioökonomie wird Frankfurt so schnell nicht mehr loslassen. Vom 18. bis zum 22. Juni wird in der hessischen Metropole die ACHEMA stattfinden, weltweites Forum für die Prozessindustrie und richtungsweisender Technologiegipfel für Chemische Technik. Die beiden Themen Umweltschutz und Biotechnologie werden dabei nicht in einer Halle zusammengefasst sondern werden als allgemeiner Leitgedanke auf allen Bereichen des Messegeländes vertreten sein. Quelle: biotechnologie.de/pg